Infos - Fotoaugenblicke

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Was sehen wir? Was inspiriert uns, Dinge festzuhalten? Jeder hat auf diese Fragen seine eigenen Antworten. Mit der Fotografie haben wir ein Medium in der Hand, mit dem es uns gelingt, etwas von unserer individuellen Sicht auf die Welt für andere sichtbar zu machen.
In meiner Teeniezeit nahm ich häufig ein Fotoapparat mit in die Schule. Ich fotografierte Lehrer im Unterricht und meine Mitschüler. Zuhause entwickelte und vergrößerte ich die Bilder und verkaufte diese anschließend in der Klasse. Mit zunehmender finanzieller Unabhängigkeit wurde der einfache Fotoapparat ausgetauscht gegen eine Fotoausrüstung. Nach einer Pause von fast 18 Jahren, in denen ich vor allem meine Familie fotografierte, habe ich 2009 die Fotografie als eine Form mich auszudrücken wiederentdeckt. Von zentralem Interesse in der Fotografie ist für mich der Mensch und hier besonders die Situations- und Portraitfotografie. Seit 2014 habe ich bei DPA einen freien Mitarbeitervertrag. Ich lebe jedoch nicht von der Fotografie.

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Ereignisse von historischer Bedeutung gibt es nicht häufig. Noch seltener kommt es vor, an diesen Ereignissen direkt beteiligt zu sein und noch viel seltener besteht die Möglichkeit, diese auch noch selbst dokumentieren zu können. Der 9. November 1989 war für mich so ein Tag. Nicht nur, dass ich an diesen Tag dabei war, ich saß auch auf der Mauer und fotografierte die Öffnung der Berliner Grenze am Kontrollpunkt Checkpoint Charlie. "Wahnsinn", war das Wort des Tages um die Ereignisse zu beschreiben. Den meisten fehlten jedoch die Worte, um ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Mit dem Fall der Mauer ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Zu meiner Freude wurden 20 Jahre später, am 9. November 2009, in einer Sondersetzung des 1. Spanischen Fernsehens (TVE), Fotos von mir und ein kurzes Interview mit mir gezeigt. (Das Foto wurde 2009 von einem Mitarbeiter des TVE am Checkpoint Charlie gemacht.)

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Durch Zufall begegnete ich 2011 Frau Monika Thiemen, die damalige Bezirksbürgermeisterin von Berlin Charlottenburg. Wir kamen ins Gespräch und ich fragte sie, ob es möglich wäre, sie in ihrem Amtszimmer im Rathaus Charlottenburg zu fotografieren. Sie stimmte zu und so entstand im September 2011 eine Fotoserie. Im September 2013 erhielt ich überraschend von ihr eine E-Mail, mit dem folgenden Wortlaut: "Als ich ein Gemälde für die 'Ahnengalerie' dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf zur Verfügung stellen sollte, habe ich mich mit den Künstlern bzw. den vorhandenen Porträts sehr schwer getan - bis mir Ihre Aufnahmen wieder einfielen. Kurzum: ich habe ein Foto von Ihnen ausgesucht und dieses als Gemälde bei yourPainting in Auftrag gegeben." Mein Foto wurde so eins zu eins auf eine Leinwand übertragen und am 19. Oktober 2013 im Lilly-Braun-Saal feierlich enthüllt. (Das Foto wurde von meiner Frau gemacht.)

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FOCUS Online: "25 Jahre Mauerfall - Bewegende Bilder: Als das Volk die Berliner Mauer stürmte / Es war das Ereignis, das Deutschland für immer veränderte: der Fall der Berliner Mauer. Der Berliner Mathias Brauner war dabei und hielt einzigartige historische Momente fest. FOCUS Online zeigt die Bilder außergewöhnlicher Tage des Umbruchs. / Am 9. November 1989 war Mathias Brauner zur richtigen Zeit am richtigen Ort: Er erlebte die Öffnung der Grenze am Checkpoint Charlie in Berlin - er saß auf der Mauer und schoss Bilder. Auch die Tage danach, als Grenzer auf einmal alle DDR-Bürger ausreisen lassen mussten und die Menschen begannen, sich Mauerstücke zu sichern, hielt er fotografisch fest."
In Erinnerung an den Mauerfall vor 25 Jahren veröffentlichte  FOCUS Online am 01. November 2014 24 Bilder von mir. (Das Bild ist ein Screenshot von FOCUS Online.)

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In einer Sondersendung zum 25. Jahrestag des Mauerfalls führte ein Kamerateam des portugiesischen Fernsehens (RTP) ein Interview mit mir durch. In der Wohnung eines portugiesischen Malers, der seit 1989 in Berlin lebt, treffen wir uns. Anhand der Fotos, die ich vom Mauerfall gemacht habe, schildere ich die Ereignisse von damals. Nach dem Interview fahren wir noch gemeinsam zum Checkpoint Charlie. Am Ort des damaligen Geschehens werden noch ein paar Filmaufnahmen gemacht. Mit meiner Kamera laufe ich über den überfüllten Platz, der nichts mehr zu tun hat mit dem Platz von damals - zum Glück. Keine Mauer, kein Kontrollpunkt, keine Grenzsoldaten, viele Imbissbuden ein Museum und die Möglichkeit für Touristen, sich mit zwei Männern in alten amerikanischen Militäruniformen fotografieren zu lassen. (Das Bild wurde von Luìs Adriano gemacht.)

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Geschichte lebt durch Geschichten. Der Verein "Unsere Geschichte. Das Gedächtnis der Nation e.V.", hat sich zur Aufgabe gemacht, Erinnerungen von Menschen in Deutschland aufzuzeichnen - vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart. Alltagserfahrungen und zentrale Momente der deutschen Geschichte werden einem großen Publikum zugänglich gemacht und für kommende Generationen archiviert.
In Form einer E-Mail trat Frau Dr. Wimmer an mich heran und fragte mich, ob ich als Zeitzeuge bereit wäre, ein Interview mit ihr durchzuführen. Dieses Interview wurde im Oktober 2014 durchgeführt und später veröffentlicht. Da ich einen historischen Moment in der deutschen Geschichte nicht nur miterlebt, sondern auch Fotos von diesem gemacht habe, kamen wir auch auf das Thema Fotografie zu sprechen. Dieser Interviewausschnitt findet sich unter www.youtube.com. (Das Foto wurde von einem Mitarbeiter des Vereins gemacht.)

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959 Tage fuhr die 79 Jahre alte Heidi Hetzer in ihrem Wagen auf den Spuren von Clärenore Stinnes rund um die Welt. Der Start ihrer Reise erfolgte am 27.07.2014 in Berlin. Ihr Wagen war ein Hudson Great Eight (kurz: Hudo) aus dem Jahre 1930. Mit „Hudo“ ist sie durch Asien, Teile Australiens, Neuseelands, dann über Nord- und Südamerika bis ins südliche Afrika gefahren. Nach rund 84.000 Kilometern kam sie am 12.03.2017 wieder in Berlin an. Hier wurde sie von den Berlinern empfangen und gefeiert. Heidi Hetzer starb am 21.04.2019 in Berlin.
Was mich besonders gefreut hat ist, dass, nachdem ich meine Bilder bei DPA (Deutsche Pressse Agentur) hochgeladen habe, eins meiner Bilder es in die sehr kurze Slightshow (3 Bilder) der picture-alliance geschafft hat. Erst 2019 entdeckte ich, dass zwei Bilder von mir im Buch "Ungebremst leben" von Heidi Hetzer zu finden sind. (Das Bild ist ein Screenshot von picture-alliance.com.)

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Für eine Bildnutzungsanfrage zum Mauerfall 1989 wurde ich im Januar 2018 von Dr. Wichmann, der als Kurator für die Gedenkstätte Berliner Mauer arbeitet, kontaktiert. Er erzählte er mir, dass sie dabei sind, eine Ausstellung vorbereiten und er fragte mich, ob sie für diese Ausstellung ein Bild von mir verwenden dürfen. Der Anlass für die Ausstellung ist der sogenannte Zirkeltag, denn am 05. Feb. 2018 ist der Fall der Berliner Mauer genauso lange her, wie die Zeit ihrer Existenz. Seit dem Bau der Mauer sind 56 Jahre vergangen und aus jedem Jahr, das seit dem vergangen ist, wollen sie ein repräsentatives Bild zeigen, das heißt 56 Jahre, 56 Bilder. Natürlich freute ich mich über diese Anfrage und noch mehr freute ich mich, als ich bei der Ausstellungseröffnung "28 | 28 Achtundzwanzig Jahre Berlin mit und ohne Mauer" am 05. Februar 2018 registrierte, dass sie mein Bild gewählt haben, das das Jahr 1989 repräsentiert. Im Anschluss wurde die Ausstellung im Berliner Rathaus gezeigt. (Das Bild wurde von meiner Fau gemacht)

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Der Mauerfall und immer wieder der Mauerfall. Mit einer Bildnutzungsanfrage tritt Dr. Wichmann, von der Gedenkstätte Berliner Mauer im Juni 2020 abermals an mich heran: "...am 22. Juni jährt sich die Auflösung des Checkpoint Charlie, und gemeinsam mit dem Alliiertenmuseum möchten wir dazu mit einer Online-Veranstaltung und einer begleitender Website informieren. Dafür würden wir gern auch Ihr Bild vom Checkpoint vom 9. November nutzen." Bedingt durch die Corona-Pandemie werden keine Ausstellungen und Festveranstaltungen organisiert. Das Gedenken findet online statt. Am 22. Juni 2020 wird unter dem Titel "Goodbye Checkpoint Charlie" in einem Livestream an die Verhandlungen vor 30 Jahren, die zur deutschen Einheit führten, gedacht und die Ereignisse diskutiert. Parallel werden in einer Galerie Fotos von der Gedenkstätte Berliner Mauer veröffentlicht. Zur Dokumentation der Grenzöffnung am Checkpoint Charlie wurde mein Foto ausgewählt.  (Das Bild ist ein Screenshot)

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SPIEGEL GESCHICHTE (3/2021) Das Heft widmet sich einem alten und doch aktuellen Thema: "Antisemitismus". Auf 143 Seiten werden Fragen beantwortet und mit antijüdischen Klischees aufgeräumt. In 23 Beiträgen geht es von den Grundlagen bis zum Dialog, doch ein Thema wird ausgespart. Es findet sich kein einziger Beitrag über den Antisemitismus, der von Muslimen in Deutschland ausgeht - ein Tabuthema? Ich bin dennoch froh, dass Antisemitismus thematisiert wird und in diesem Zusammenhang gleich drei Fotos von mir für einen Beitrag ausgewählt wurden. Ich machte diese Bilder 1987 in der Ruine der Neuen Synagoge.
Die Synagoge wurde 1866 eingeweiht. Am 9. November 1938 wurde in dem Gebäude ein Feuer gelegt. Der Reviervorsteher Wilhelm Krützfeld, alarmierte die Feuerwehr und konnte so die Zerstörung der Synagoge verhindern. Durch britische Bomber wurde die Synagoge 1943 schwer beschädigt. (Das Bild ist ein Scan)

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"Aus mir braust finst're Tanzmusik" - im Oktober 2022 erscheint mein erstes Buch mit Fotografien im Projekt Verlag. In den Jahren zwischen 2009 und 2019 ging ich immer wieder auf jüdische Friedhöfe in Berlin und hielt dort meine Eindrücke mit dem Fotoapparat fest. Die Idee, die Bilder für ein Buch zu verwenden, hatte ich zu diesem Zeitpunkt nicht. Diese entstand erst als ich für ein temporäres Projekt die Bilder mit Gedicht von Else Lasker-Schüler in Verbindung setzte.
Else Lasker-Schüler ist eine der einflussreichsten expressionistischen Dichterin und lebte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Berlin. Für ihr literarisches Schaffen erhielt sie 1932 den Kleist-Preis und nur ein Jahr später musste sie als Jüdin aus Deutschland fliehen.
In meinem Buch kombiniere ich ihre Gedichte mit Fotografien. Eine Zusammenfassung ihres Lebens, Informationen zu den jüdischen Friedhöfen und den Symbolen auf den Grabsteinen ergänzen das Ganze. (Das Bild ist ein Scan vom Buch)

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Ausstellung im Jüdischen Museum Berlin 2023. Alles begann mit einem Aufruf des Museums in der Berliner Zeitung. Darin wurden nach Objekten und Geschichten gefragt, die vom jüdischen Leben in der DDR erzählen. Ich nahm Kontakt zu Frau Ziehe auf und schickte ihr Abzüge meiner Fotos, die ich zwischen 1987 und 1988 von der Ruine der Neuen Synagoge gemacht hatte. Ein Jahr später werden viele meiner Fotos in der Ausstellung „Jüdisch in der DDR - Ein anderes Land“ in einem eigenen Raum gezeigt.
Die Ausstellung widmet sich einem bisher wenig beleuchteten Teil der deutsch-jüdischen Nachkriegsgeschichte, nämlich den Erfahrungen von Juden in der DDR. In einer umfassenden Gesamtschau werden Objekte gezeigt, Videos vorgeführt und Dokumente zugänglich gemacht, die einen tiefen Einblick in das Leben von Juden in der DDR geben. Auch der Antisemitismus der politischen Führung in der DDR wird deutlich thematisiert. (Das Foto hat meine Frau gemacht)

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